Sandra Janoff und Marvin Weisbord 

 

„Wer Unterschiede als Problem wahrnimmt,

 das unbedingt gelöst werden muss, jagt den Wind“

Weisbord &Janoff

 

In ihrem Buch „Einfach mal Nichts tun!“ haben Sandra Janoff und Marvin Weisbord zehn  hilfreiche Leitsätze vorgestellt, Treffen von Gruppen zu begleiten. Die beiden haben 1992 die „Zukunftskonferenz“ entwickelt - eine Prozessstruktur zur partizipativen Gestaltung von Veränderungs- und Entwicklungsprozessen in Gruppen und Teams. Die Methode basiert auf vielfältigen theoretischen Erkenntnissen und Erfahrungen. Zwei wichtige Quellen gehen zurück auf die Sozialwissenschaftler Eric Trist/Fred Emery und Eva Schindler-Rainmann/Roald Lipitt. Diese erkannten, dass das Entwerfen einer idealen Zukunft deutlich mehr positive Energien erzeugt, als der Versuch alte Probleme zu lösen. Diese Erfahrungen griffen Marvin Weisbord und Sandra Janoff auf. Marvin Weisbord hat den Begriff „Zukunftskonferenz“ (future search) erstmals 1987 in seinem Buch “productive Workplaces“ geprägt. Gemeinsam mit Sandra Janoff leitet er  heute ein gemeinnütziges Netzwerk zur Unterstützung von Planungsvorhaben in allen Kulturen und Sprachen der Welt, das Future Search Network.

 

Anregungen, die ich aufgenommen und genutzt habe

 

Leitsatz:  Alles kontrollieren – nur nicht das Verhalten

Frage:      Was würden Sie gerne kontrollieren?

Antwort:  Das Verhalten, die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen,
                 die Motivation von Menschen und die Ergebnisse.

Frage:      Was können Sie kontrollieren?

Antwort:  Strukturen

Frage:      Sonst noch was?

Antwort:  Mich selbst

Frage:      Was haben Sie aufgegeben?

Antwort:  Das Verhalten, die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen,
                 die Motivation von Menschen und die Ergebnisse zu kontrollieren

Frage:      Warum?

Antwort:  Weil wir bessere Ergebnisse erreichen, wenn wir es gar nicht erst versuchen.[1]

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[1] Weisbord, M.;Janoff, S.: Einfach mal nichts tun! Zehn Leitsätze, mit denen jedes Treffen etwas

Besonderes wird.1. Auflage. Westkreuz-Verlag. Berlin/Bonn 2011, S. 57    

 

Die beste Zeit, einen Prozess zu unterstützen, ist vor dem jeweiligen Treffen. Zum Beispiel durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen die der Selbststeuerung und Stärkung der eigenen Lösungskompetenz der Teilnehmer_innen dienen. Mir ist wichtig, meine eigene Rolle zu klären und am Anfang jeden Treffens mein eigenes Verständnis vom Ziel der Zusammenkunft mit der Bedeutung, die das Treffen für die Teilnehmenden hat, abzustimmen.

 

Leitsatz: Verantwortung wahrnehmen – gemeinschaftlich

Wenn ich mich (als Leitung) zurückhalte, übernehmen andere. Anstelle immer selbst steuern zu wollen, Impulse und Strukturen zur Verfügung stellen zur Selbststeuerung und dabei Unterstützung anbieten.

 

Leitsatz: Die gemeinsame Grundeinstellung feststellen

Das heißt: nicht die Bearbeitung von Differenzen wird in den Mittelpunkt gestellt, sondern  es wird konsequent versucht, die gemeinsame Grundeinstellung zu finden, bei gleichzeitigem Sichtbarmachen des Unvereinbaren.

Vielversprechende Projekte und die Zusammenarbeit mit anderen scheitern meist nicht am Engagement der beteiligten Personen, denn viele investieren mit Begeisterung und Einsatz Kraft und Energie. Sie scheitern oft an Frustration und Entmutigung. Das Feuer geteilter Visionen erlischt nicht selten in zermürbenden Kontroversen.

Wird Gemeinsamkeit mit Übereinstimmung gleichgesetzt, so folgt einer anfangs euphorisch erlebten Zusammengehörigkeit meist eine Phase, in der es kaum mehr gelingen will Schwerpunkte zu setzen, die alle teilen. Statt Unterschiedlichkeiten als Ressource zu nutzen, wird versucht, durch Argumentation andere zur eigenen „richtigen“ Ansicht zu bekehren oder für die eigenen Lieblingsideen zu begeistern. Oft ist Beziehungsabbruch und gegenseitige Entwertung  der Schlussstrich gemeinsamer Projekte. Zum Finden einer gemeinsamen Grundeinstellung gehört auch sich zu vergewissern, in welchen Punkten es keine Übereinstimmung gibt. Wenn wir sie klar benennen, nehmen wir damit die Sichtweise eines jeden einzelnen zur Kenntnis und bestätigen die Aspekte, zu denen es keine Übereinstimmung gibt. Uneinigkeit wird Teil unserer Wirklichkeit. Das ist weniger ein Problem, das wir immer lösen müssen, als eine Realität die es anzuerkennen gilt.[2]

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 vgl. Weisbord und Janoff, 2011, S.107

 

Statt andere auf den eigenen Kurs zu zwingen, gelingt es mit der Idee einer „wertschätzenden Unterschiedlichkeit“ wieder mit Zuversicht und Neugier Strategien zu suchen, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.

 

Leitsatz:  Ich freunde mich mit Ängsten an

Ich akzeptiere Ängste als unverzichtbare Reisegefährtinnen. Damit sind sowohl meine eigenen als auch die der anderen gemeint. Der angsterfüllte Raum der Verwirrung bietet die besten Voraussetzungen für Erneuerungen.